© Günther Ortmann
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Wallraf-Richartz-Museum Köln

VON DER FASZINATION DES MITTELALTERS

Ob in Büchern, Filmen, Computerspielen oder touristischen Freizeitangeboten: Das Mittelalter ist so präsent wie kaum eine andere Epoche der Menschheitsgeschichte. Aber warum genießt eine Ära, der früher der Mythos des „dunklen Zeitalters“ anhaftete, heute ein so großes Ansehen?

Ein Besuch der Abteilung Mittelalterliche Malerei im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud bietet auf diese Frage einige interessante Antworten. Die außergewöhnliche Präsentation baut eine Brücke des Verstehens zwischen unserer heutigen Lebenswelt und der mittelalterlichen Kunst.

Die fünfzehn Tafelbilder des Ursula-Zyklus zum Beispiel sind so gehängt, dass sie wie ein spannender Comic das Schicksal der Heiligen und ihrer elftausend Jungfrauen erzählen. Den Kern der weltweit geschätzten Kölner Sammlung bilden allerdings die kirchlichen Gemälde, die Ferdinand Franz Wallraf (1748 – 1824) in napoleonischer Zeit vor der Säkularisation gerettet hat. Zu den bedeutendsten Exponaten zählen der Kreuz-Altar des Meisters des Bartholomäus-Altars, Albrecht Dürers Pfeifer und Trommler oder Stefan Lochners Muttergottes in der Rosenlaube. Das auch als „kölsche Mona Lisa“ bekannte Tafelbild mit seiner faszinierenden Geschichte hat einen besonderen Platz in der Galerie erhalten.

VOM GOLDENEN ZEITALTER BIS ZUR AUFKLÄRUNG

Kriege, Glaubenskämpfe,  Welthandel und bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen: das 17. Jahrhundert war eine Epoche voller Umbrüche und  Dynamik, aber auch großer Kunst. Maler wie Rubens, Rembrandt, Murillo, Ribera oder Claude Lorrain fingen die Atmosphäre ihrer Zeit mit Pinsel und Farbe, in Licht und Schatten,  gekonnt ein. Ihre Werke gehören zu den Höhepunkten jeder musealen Sammlung, so auch im Wallraf.

Peter Paul Rubens (1577 – 1640), der Antwerpener Meister, der seine Kindheit in Köln verbracht hatte, ist hier gleich mit mehreren Gemälden aus all seinen Schaffensphasen vertreten. Sein großformatiges Werk Juno und Argus beeindruckt auch  heute noch durch seine malerische Brillanz und atemberaubende Bildsprache. Die Rubensschüler und -Kollegen Jacob Jordaens, Frans Snyders und Anton van Dyck sind ebenfalls prominent in der Sammlung des Wallraf vertreten. Neben monumentalen Altären und Galeriebildern zeugt  die Kölner Kollektion aber auch von der barocken Sammelleidenschaft für fein gemalte, kleinformatige Kabinettbilder. Werke von Adam Elsheimer, Jan Brueghel d.Ä. oder Roelandt Savery laden zum Augenschmaus aus nächster Nähe ein.

Rembrandt van Rijn (1606 – 1669), der wohl berühmteste holländische  Künstler, tritt uns in seinem späten Selbstbildnis gegenüber. Dieses rätselhafte Meisterwerk gehört zu den Höhepunkten der Barockabteilung. Daneben führen Hauptwerke von Rembrandts Kollegen Frans Hals, Gerard Honthorst, Jacob van Ruisdael, Willem Kalf, Jan Steen und Gerrit Dou in den erzählfreudigen Kosmos der holländischen Malerei ein, die damals wie heute für den Betrachter ein Fenster zur Welt öffnet.

Mit dem Kabinett zur Malerei am Ausgang des 17. Jahrhunderts, in dem  Maler wie Gerard de Lairesse ein höfisch-klassizistisches Schönheitsideal zelebrieren, verlassen wir das Zeitalter des Barock. Im „Blauen Salon“ widmen wir uns der Kunst des 18. Jahrhunderts, dem Zeitalter der Aufklärung. Hier brillieren Werke von François Boucher, Hyacinthe Rigaud und Nicolas de Largillière, aber auch von Angelika Kauffmann, Anton Graff oder Joseph Wright of  Derby.

VON DER ROMANTIK BIS ZUM AUFBRUCH DER MODERNE

Im dritten Stock präsentiert das Wallraf seine Gemälde von Meistern wie van Gogh, Cézanne, Renoir, Monet, Manet, Gauguin, Signac, Ensor oder Munch. Das Haus besitzt dank der Fondation Corboud die umfangreichste Sammlung impressionistischer und neoimpressionistischer Kunst in Deutschland.

So können die Besucher bei ihrem Rundgang unter anderem den französischen Impressionismus von seinen Wurzeln in Barbizon über die kubischen Formen eines Paul Cézanne bis zu den pointillistischen Meisterwerken von Paul Signac verfolgen. Für Freunde der deutschen Landschaftsmalerei empfiehlt sich eine Spurensuche von der Romantik mit Bildern Caspar David Friedrichs über Werke von Karl Blechen und Adolf von Menzel bis zu den Impressionen eines Lovis Corinth oder Max Liebermann.

In seiner Präsentation der Malerei und Skulptur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hat das Wallraf die Kunstwerke in einen Zusammenhang gebracht, der Kunstgeschichte hautnah nachvollziehbar macht.


Quelle:

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Fotos Günther Ortmann | Hasselblad H5D – 200MS, Lens HC 50-110mm

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